Vierter Brief an die Mitglieder – Mitte Juni 2018

Verehrte, liebe Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft

Die Nichtbestätigung einer weiteren Amtszeit von Paul Mackay und Bodo von Plato auf der Generalversammlung führte jetzt in der Juni-Klausur der Goetheanum-Leitung zu weitreichenden Entschlüssen. In drei vorausgehenden Briefen informierten wir Sie über die bisherige Entwicklung seit dem 24. März 2018. (1)

Paul Mackay (NL) seit 1996 und Bodo von Plato (DE) seit 2001 trugen maßgeblich die Arbeit des Vorstandes seit dem Tod von Manfred Schmidt-Brabant (DE, 2001) und über den Tod von Heinz Zimmermann (CH, 2011), Sergej Prokofieff (RU, 2014) und dem Ausscheiden von Rolf Kerler (DE, 2002), Cornelius Pietzner (US, 2010) sowie der Emeritierung von Virginia Sease (US, 2015) und Seija Zimmermann (FIN, 2018) hinaus bis 2018 fort. Sie bildeten damit eine Brücke von der früheren Zentrierung auf den Vorstand bis zur Schaffung einer Goetheanum-Leitung seit 2012 und den jetzigen Entscheidungen, in der die Vorstände und Sektionsleiter gleichwertig zusammenarbeiten. (2) Seit 2014 ist dies auch im Statut der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft verankert. (3) Damit wurde die seit Anfang der 1990er-Jahre einsetzende Entwicklung des Ausbaus der Sektionstätigkeit und deren Bedeutung für die Ausgestaltung und Leitung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft aufgegriffen.

Neue Schritte

In der Juni-Klausur bekräftigen die dort versammelten Sektionsleiter zusammen mit Paul Mackay und Bodo von Plato und den jetzt amtierenden vier Vorständen den Entschluss von 2012, alle Verantwortung für die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft (den Schulungsweg der Ersten Klasse und die Tätigkeitsfelder der elf Sektionen) ganz in die Verantwortung der Goetheanum-Leitung zu legen. Neu beschlossen wurde, dass in Zukunft die Mitglieder des Vorstandes aus der Wahrnehmung der Hochschulperspektive heraus berufen und der Generalversammlung zur Bestätigung vorgeschlagen werden. Bis zur kommenden Generalversammlung ist zunächst keine Ergänzung des Vorstandes vorgesehen. Er besteht aus Justus Wittich (seit 2012), Joan Sleigh (seit 2013), Constanza Kaliks (seit 2015) und Matthias Girke (seit 2017). Bei der Generalversammlung 2019 steht die Frage einer weiteren Amtszeit für Justus Wittich an.

Die Betreuung der Angelegenheiten der Ersten Klasse der Freien Hochschule (Bestätigung der Aufnahme von Mitgliedern in die Hochschule, Berufung von örtlichen oder regionalen Ansprechpartnern der Ersten Klasse) wird Claus-Peter Röh übertragen, der weiterhin für die Pädagogische Sektion mitverantwortlich bleibt. Er übernimmt diese Aufgabe in Zusammenarbeit mit Joan Sleigh (für die Englisch sprechenden Mitglieder) und Dr. Constanza Kaliks (für die Spanisch oder Portugiesisch sprechenden Mitglieder).

Die Koppelung der Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion jeweils an die Vorstände wird aufgelöst. Gleichzeitig wurde Justus Wittich die Prozessverantwortung zugesprochen, zusammen unter anderem mit Florian Osswald (Goetheanum-Leitung) und René Becker (Generalsekretär für Frankreich) innerhalb eines Jahres in einem transparenten Bildungsvorgang diese zentrale Sektion mit einer geeigneten Leitung für die Aufgabenstellung im 21. Jahrhundert zu inaugurieren. In der Übergangszeit bis dahin wird  Joan Sleigh als Ansprechpartnerin für die Sektion verantwortlich bleiben.

Aus dieser Entwicklung heraus ergibt sich, dass dem Vorstand insbesondere die Pflege der inzwischen zu einer Weltgesellschaft angewachsenen Anthroposophischen Gesellschaft obliegt. Dies muss in Zukunft auch in der Durchführung der Generalversammlungen und im Berichts- und Nachrichtenwesen des Goetheanum aus sichtbar werden.

Schließlich wurden die zahlreichen Aufgaben von Paul Mackay und Bodo von Plato im Betrieb des Goetheanum neu zugesprochen. Wesentlich dabei ist, dass die einzelnen Abteilungen und Bereiche wie zum Beispiel die Bau-Administration, die Gärtnerei, die Dokumentation und Kunstsammlung inhaltlich den Sektionsfeldern der Freien Hochschule zugeordnet wurden. Die Erkenntnisrichtung der Hochschule und die Praxis im Haus sollen nicht auseinanderfallen. Für eine stärkere Ausrichtung des Hauses auf eine den Aufgaben angemessene und dem gegebenen finanziellen Rahmen entsprechende Gestaltung ist eine Betriebsleitung beauftragt  worden. Ihr gehört jeweils eine Mitarbeiterin (Rebekka Frischknecht), ein Mitglied der Goetheanum-Leitung (Stefan Hasler) und des Vorstandes (Justus Wittich) an.

Mit dieser Neuordnung der Verhältnisse hat die Goetheanum-Leitung einvernehmlich mit Paul Mackay und Bodo von Plato beschlossen, dass diese nicht mehr der Goetheanum-Leitung angehören. Beide werden beratend im Zusammenhang des Goetheanum weiter tätig sein: Paul Mackay als emeritiertes Vorstandsmitglied und für besondere Projekte; Bodo von Plato im Zusammenhang von Studium und Weiterbildung am Goetheanum.

Zukünftige Entwicklungen

Mit diesen Entschlüssen und Weichenstellungen ist klargestellt, wer für was ab jetzt Verantwortung trägt. Wir möchten mit Ihnen als Mitglieder in den örtlichen und sachlichen Zweigen, Gruppen und Landesgesellschaften dadurch gerne nächste Schritte auf das zweite Jahrhundert der Anthroposophie vorbereiten. Dazu gehören

  • die fruchtbare Zusammenführung der weltweit ergriffenen Lebenspraxis in den Nöten der Zeit mit dem inneren Schulungsweg der Hochschule;
  • die Belebung der über viele Länder und verschiedene Kulturen verbreiteten Anthroposophischen Gesellschaft auf der gemeinsamen Basis der Grundsteinmeditation;
  • die partnerschaftliche Zusammenarbeit des Goetheanum mit den vielen Tausenden Institutionen und Unter-nehmen, die aus Impulsen der Anthro-po-sophie arbeiten. Wir streben da--durch langfristig die Bildung einer soliden Grundlage sowohl für die weltweite geisteswissenschaftliche Hoch-schul-tätig-keit wie auch für die Sicherung des Kulturerbes Rudolf Steiners an. (In diesem Zusammenhang steht auch die Gründung der World Goetheanum Association).

Bitte um Ihre Mithilfe

Im Zusammenhang mit diesem Schritt sind wir auf Ihre mittragenden Gedanken und Ihr positive Unterstützung angewiesen. Konstruktive Vorschläge sind herzlich willkommen, denn nur gemeinsam können wir diejenige Anthroposophische Gesellschaft schaffen, die wir sowohl vom Goetheanum aus wie an Ihrem jeweiligen Ort als notwendig für die Zukunft erachten.

Wir sehen trotz aller jetzt gegebenen Herausforderungen mit Zuversicht in das vor uns liegende Arbeitsjahr und verbleiben mit herzlichen Grüßen vom Goethe-anum aus Dornach – von wo aus viele der Sektionsleiter über den hiesigen Sommer zu Reisen in alle Welt aufbrechen und Sie diese eventuell auch vor Ort einmal treffen können – | Für die Goetheanum-Leitung: Ueli Hurter und Justus Wittich

1 Siehe www.goetheanum.org/aag/generalversammlung-2018 und gedruckt in ‹Anthroposophie weltweit‹ Nr. 5, 6 und 7–8/2018.
2 In der Geschäftsordnung der Goetheanum-Leitung heißt es seit 2012: «Die Goetheanum-Leitung, deren gleichwertige Mitglieder die Vorstände und Sektionsleitenden sind, arbeitet zusammen in dem Willen, ihrer gemein-samen Verantwortung für die Anthroposophie gerecht zu werden, wie sie am Goetheanum und in der Welt lebt.»
3 Gültiges Statut der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, § 3: «Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft ist Trägerin der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft gemäß den Artikeln 5, 7 und 9 des Gründungs-Statuts. Die im Gründungs-Statut genannte Goetheanum-Leitung umfasst die Vorstandsmitglieder sowie die Leitenden der einzelnen Sektionen der Hochschule, die sich ihre Arbeitsformen selber gebe

Die am 12. Juni 2018 gefassten Entschlüsse noch einmal in aller Kürze

  1. Die Goetheanum-Leitung übernimmt die volle Verantwortung für die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft. Aus der Wahrnehmung der Hochschulperspektive beruft sie in Zukunft Mitglieder des Vorstandes und schlägt diese der General-versammlung zur Bestätigung vor.
  2. Der Vorstand besteht aus Justus Wittich, Joan Sleigh, Constanza Kaliks und Matthias Girke. Eine Ergänzung ist bis zur nächsten Generalversammlung nicht vorgesehen.
  3. Die Betreuung der Angelegenheiten der Ersten Klasse der Hochschule wird Claus-Peter Röh übertragen. Dieser wird von Joan Sleigh (Englisch) und Constanza Kaliks (Spanisch/Portugiesisch) unterstützt.
  4. Justus Wittich ist mit der Prozessverantwortung betreut, innerhalb von einem Jahr die Allgemeine Anthroposophische Sektion mit einer eigenen Leitung einzurichten. Dabei wirken unter anderem Florian Osswald und René Becker mit. Joan Sleigh bleibt in der Übergangszeit Ansprechpartnerin für die  Allgemeine Anthroposophischen Sektion.
  5. Die Goetheanum-Leitung hat Rebekka Frischknecht (für die Mitarbeiterschaft), Stefan Hasler (Goetheanum-Leitung) und Justus Wittich (Vorstand) mit der Betriebsleitung für das Haus beauftragt.