Dritter Brief an die Mitglieder – Anfang Juni 2018

Liebe Mitglieder

In vielen Gesprächen und Briefen bemerken wir mit einiger Überraschung, dass viele Mitglieder gar kein genaues Bild davon haben, wie sich die Leitung des Goetheanum zusammensetzt und wie sie arbeitet. Gern möchten wir Sie mit diesem dritten Brief seit der Generalversammlung daran teilhaben lassen.

Bei den wöchentlichen Sitzungen der Goetheanum-Leitung Ende Mai kamen zu den jetzt 17 Mitgliedern (bestehend aus Vorstand und Sektionsleitern) wie jeden Monat einmal drei Generalsekretäre gastweise hinzu: Marjatta van Boeschoten (Großbritannien), Gioia Falk (Deutschland) und René Becker (Frankreich). In dieser erweiterten Runde stand für uns intensiv die Frage der zukünftigen Gestaltung der Arbeit am Goetheanum im Hinblick auf die Hochschule, die Gesellschaft und das Haus im Mittelpunkt. Diese Beratungen bereiten die in der Klausur im Juni zu treffenden Entscheidungen vor. Durch die neue Situation des stark verkleinerten Vorstandes kommt auf alle Mitglieder der Goetheanum-Leitung mehr Arbeit zu.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wieso die Goetheanum-Leitung hier so im Vordergrund steht und nicht der Vorstand? Das hat mit einer seit 2012 erprobten und 2014 in der Satzung verankerten neuen Arbeitsweise zu tun.

In Überwindung früherer Schwierigkeiten bildete sich 2012 die Goetheanum-Leitung, die seit dieser Zeit die Verantwortungen für das Goetheanum als Haus, die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft und im weiteren Sinne für die Anthroposophische Gesellschaft übernommen hat. Das geht aus der Präambel zur internen Geschäftsordnung der Goetheanum-Leitung aus dem Jahr 2012 hervor und ist folgendermaßen formuliert:

„Die Goetheanum-Leitung, deren gleichwertige Mitglieder die Vorstände und Sektionsleitenden sind, arbeitet zusammen in dem Willen, ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Anthroposophie gerecht zu werden, wie sie am Goetheanum und in der Welt lebt. Diese gemeinsame Arbeit soll eine Orientierung schaffen für das Wirken in der Hochschule, der Weltgesellschaft, der anthroposophischen Bewegung und der Öffentlichkeit. Sie wird sich dafür einsetzen, dass die Menschen in den Lebensfeldern und die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft verstärkt zusammenwirken können und sich nicht getrennt voneinander erleben. Damit möchten wir an die Grundintention der Weihnachtstagung anknüpfen.“

Dieser hier formulierte gemeinsame Wille ist bis heute der tragende Grund für unser Zusammenarbeit. Der Vorstand hat nach wie vor eine spezifische Aufgabe und steht nach außen hin in der Letztverantwortung. Intern aber hat er sich seit 2012 in den größeren Verantwortungskreis der Goetheanum-Leitung eingebunden. Sie fällt als Leitung keine Sachentscheidungen, delegiert aber die einzelnen Verantwortungsbereiche an einzelne Menschen für jeweils drei Jahre – oder kann diese auch zurücknehmen bzw. abändern. In diesem Sinne werden jetzt im Juni auch alle Mandate von der Goetheanum-Leitung neu bestätigt oder vergeben. So wachsen die Erkenntnisfragen aus den Lebensfeldern, die Forschungs- und Koordinationsaufgaben der elf Sektionsfelder und der Betrieb des Hauses wie die Pflege der Anthroposophischen Gesellschaft allmählich zusammen.

Die Menschen, die der Goetheanum-Leitung angehören, dürften Ihnen zum größten Teil bekannt sein – doch haben Sie diese möglicherweise nicht mit dieser Gesamtverantwortung in Verbindung gebracht. Sie folgen hier in alphabetischer Reihenfolge mit ihren Verantwortungsbereichen und je zwei der aktuellsten Themen und Projekte, an denen sie derzeit arbeiten. Damit erhält für Sie dieses Verantwortungsgremium vielleicht mehr persönliches Gesicht und inhaltliches Profil.

Paul Mackay und Bodo von Plato gehören in ihrer Verantwortung für die Allgemeine Anthroposophische Sektion gegenwärtig auch noch der Goetheanum-Leitung an.

Dr. Oliver Conradt, Leiter der Astronomisch-Mathematischen Sektion, arbeitet an der Herausgabe von Publikationen von und zu Elisabeth Vreede und an der Thematik der Todeshoroskope .

Jean-Michel Florin, Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft, hat eine Reise von 70 Biodynamikern aus aller Welt zum Organic World Congress nach Indien im November 2017 organisiert. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die internationale Fachtagung der biodynamischen Forscher im September auf Hochtouren.

Dr. med. Matthias Girke, Leiter der Medizinischen Sektion und Vorstandsmitglied seit 2017, reist gerade zum südamerikanischen Kongress für Anthroposophische Onkologie und Palliativmedizin in Lima und arbeitet in den berufsgruppenübergreifenden Care-Gruppen „Anthroposophische Palliativmedizin“ und „Onkologie“.

Gerald Häfner, Leiter der Sozialwissenschaftlichen Sektion, ist intensiv vernetzt mit den Vorbereitungsteams für die großen Veranstaltungen zum 100. Jahrestag des Dreigliederungsimpulses von Rudolf Steiner in Stuttgart, Brüssel und Berlin im Jahr 2019. Interdisziplinär forscht er an der Frage, wie das Eigentum an Unternehmen zukunftsweisend gestaltet werden kann.

Dr. Christiane Haid, Leiterin der Sektion für Schöne Wissenschaften und des Verlages am Goetheanum, hat die interdisziplinäre Pfingsttagung „Wohin Europa?“ gerade abgeschlossen und bereitet ein Kolloquium vor, das die kommende Weihnachtstagung zur Grundsteinmeditation am Goetheanum gestaltet.

Stefan Hasler, Leiter der Sektion für Redende und Musizierende Künste, hat gerade ein Projekt über die historischen Eurythmiefiguren zur Publikation und in eine Ausstellung sowie Initiativen zum Sprachimpuls auf den Weg gebracht.

Ueli Hurter ist Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft. Gerade ist druckfrisch die Dokumentation zur landwirtschaftlichen Tagung vom Februar 2018 über die biodynamischen Präparate erschienen. Aktuell laufen die Vorbereitungen zur kommenden Tagung mit dem Thema „Ökonomie der Landwirtschaft“.

Dr. Constanza Kaliks, Leiterin der Jugendsektion und Vorstandsmitglied seit 2015, steht in Vorbereitung für die erste Tagung am Goetheanum für Menschen aus dem romanischen Sprachraum ‚Alma Humana!‘ im Juli 2018 und in der Durchführung des Forschungsprojektes „(Re)Search: The spiritual striving of youth – Defining our reality”, eine Befragung junger Menschen zu den Perspektiven zur Zukunft. 

Johannes Kühl, Leiter der Naturwissenschaftlichen Sektion, ist mit dem Sektionsteam an der Vorbereitung der internationalen Tagung „Evolving Science 2018: Wege zum Geistigen in der Natur“. In Vorbereitung ist auch die Farbausstellung ExperienceCOULOUR für Herbst 2018 in England.

Florian Osswald, Co-Leiter der Pädagogischen Sektion, ist mit dem Projekt Ausbildung für Steiner-/Waldorf-Einrichtungen beschäftigt, das eine weltweite Vernetzung der Ausbildungsstätten anstrebt. Zurzeit laufen die Vorbereitungen für „Waldorf 100“. Es werden dazu Anlässe in allen Kontinenten geplant.

Claus-Peter Röh, Co-Leiter der Pädagogischen Sektion, befindet sich in Vorbereitung einer Tagung zur Menschenkunde und Methodik der Mittelstufe. Im Blick auf „Waldorf-100“ arbeitet er am Thema „Pädagogik und Sprache“.

Marianne Schubert, Leiterin der Sektion für Bildende Künste, organisiert die „Goetheanum Kunst Werkstätten“ und das Forschungsprojekt „Im Umkreis das Zentrum erfahren“ zum landschaftskünstlerischen Werk Rudolf Steiners am Goetheanum.

Joan Sleigh, Vorstandsmitglied seit 2013, ist mit einem Experten- und Übersetzerteam dabei, eine deutsch-englische Neuherausgabe der Klassentexte für Ende 2018 vorzubereiten. Sie führt das Social Initiative Forum.

Georg Soldner, stellvertretender Leiter der Medizinischen Sektion, arbeitet in den berufsübergreifenden Care-Arbeitsgruppen zum Beginn des Lebens (Schwangerschaft, Geburt, frühe Kindheit) und zu akuten Infektionskrankheiten/Vermeidung von Antibiotika.

Justus Wittich ist Vorstandsmitglied seit 2012, Schatzmeister und Mitglied der Betriebsleitung des Goetheanum sowie verantwortlich für die Kommunikation.

Nach den Beschlüssen der Goetheanum-Leitung am 12. Juni 2018 werden wir uns mit einem weiteren Brief oder einer Veröffentlichung an Sie wenden.

Für die Goetheanum-Leitung und den Vorstand
Christiane Haid, Ueli Hurter und Justus Wittich